Thema
Impfungen
Wer seinen Bolonka bestmöglich schützen will, sollte zwischen Nutzen und Risiko eines jeden Impfstoffs und dessen Anwendungshäufigkeit abwägen. Dafür hat der Weltverband der Kleintierärzte (WSAVA) interessante Leitlinien ausgegeben, die ich nachfolgend vorstelle. Sie widersprechen der Praxis vieler mir bekannter Tierärzte.
Ziel dieser Leitlinien ist die Sicherstellung vor lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten für unsere Hunde bei gleichzeitiger Reduzierung von teils nur routinemäßig verabreichten Impfstoffen. Zu diesem Zweck werden die Impfstoffe zunächst in Kern- und Nicht-Kernimpfstoffe aufgeteilt. In einem zweiten Schritt wurde die Dauer der Immunität nach einer Impfung ermittelt.

Zu den Kernimpfstoffe, die für unabdingbar gehalten werden, zählen:
- der Staupe-Impfstoff
- der Hepatitis-Impfstoff
- der Parvovirose-Impfstoff

Zu den Nicht-Kern - und damit verzichtbaren - Impfstoffen gehören:
- der Leptospirose-Impfstoff
- der Impfstoff gegen Zwingerhusten bzw. Influenza

Die WSAVA weist darauf hin, dass jeder Impfstoff das Risiko von Nebenwirkungen enthält. Diese reichen von Fieber über Epilepsie und allergischen Reaktionen bis hin zur lebensbedrohlichen autuimmun hämolytischen Anämie.
Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile ergeht folgende Impfempfehlung:

1. Die Grundimmunisierung bei Welpen soll ausschließlich den Impfstoff gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose umfassen (z.B. Nobivac SHP oder Eurican DAP)
2. Die letzte Impfung bei Welpen sollte im Alter von 14 bis 16 Wochen erfolgen.
98 % aller in diesem Alter geimpften Welpen weisen eine jahrelange, möglicherweise sogar lebenslange Immunität auf!
3. Eine Wiederholungsimpfung - ein Jahr nach der letzten Impfung - wird empfohlen.
Sie erfasst und immunisiert die verbliebenen 2 %.
4. Nach erfolgter Grundimmunisierung sollen die drei Kernimpfstoffe NICHT häufiger als alle drei Jahre verabreicht werden!

Diese Nachimpfungen sind wirkungslos, wenn der Hund bereits immun ist! Titerbestimmungen vermeiden unnötige Impfungen.
5. Auf die Impfung gegen Leptospirose und Zwingerhusten soll gänzlich verzichtet werden.
Zwingerhgusten gilt als milde Erkrankung und der Impfstoff gegen Leptospirose erzeugt überproportional viele und starke Nebenwirkungen bis hin zum Kreislauf- und Organversagen. Tierärzte sind verpflichtet, Fälle von Anaphylaxie bei Zwergrasse nach der Verabreichung von Leptospiroseimpfstoffen zu melden. Zudem bieten beide Impfstoffe nur für 12 Monate Schutz.
6. Ab dem Alter von sechs Monaten (gern auch etwas später) empfiehlt sich eine Tollwutimpfung.
Die Immunität gilt für drei Jahre. Eine separate Impfung (nicht in Kombination mit SHP) empfiehl sich.

Sonstige Empfehlungen:
- Spätestens eine Woche vor dem Impftermin empfiehlt sich eine Wurmkur.
- Verschieben Sie die Impfung bei Außentemperaturen von über 30 Grad.



 
Thema Erbkrankheit
Patella
Die Patella - der lateinische Begriff für die Kniescheibe - sollte wünschenswerter Weise fest verortet sein. Gerade bei den Kleinhunderasse ist das nicht immer der Fall, weswegen sie auf Luxation geprüft wird, bevor ein Hund zur Zucht eingesetzt werden darf.
In meinem Verein ist eine Nachuntersuchung im Alter von drei Jahren Pflicht. Zuchthunde dürfen maximal Grad 1 aufweisen. Sie unterliegen bei Grad 1 einer stärkeren Kontrolle und erhalten Zuchtauflagen.

Folgende Gradstufen erfassen die Patellaluxation (PL):
Grad 0: Die Patella ist in keiner Position luxierbar.
Grad 1: Die Patella kann vollständig luxiert werden, springt aber selbstständig bei Nachlassen des Drucks in ihre Position zurück.
Grad 2: Die Patella kann vollständig luxiert werden. Manueller Druck oder eine Beinbewegung lassen sie zurückspringen.
Grad 3: Die Patella wird luxiert vorgefunden. Sie kann durch Druck in Position gebracht werden, luxiert aber bei Nachlassen des Drucks erneut.
Grad 4: Die Patella ist permanent luxiert und kann nicht in Position gebracht werden.



 
Thema Erbkrankheit (Augen)
Progressive Stäbchen-Zapfen Degeneration (prcd-PRA)
Die prcd-PRA ist eine erbliche Augenerkrankung, die zur Erblindung führt und nicht behandelt werden kann. Die Zerstörung der Netzhaut setzt beim Bolonka - im Vergleich zu anderen Rassen - verhältnismäßig spät ein, aber sie bedeutet in jedem Fall den fortschreitenden Verlust der Sehkraft und endet immer mit kompletter Blindheit. Der Gendefekt tritt nur dann in Erscheinung, wenn sowohl die Mutter als auch der Vater die Mutation vererben können. Trägt nur ein Elternteil den Gendefekt, vererbt er mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die krankheitsverursachende Mutation an seine Nachkommen, ohne dass diese erkranken.
In meinem Verein ist der Gentest prcd-PRA Pflicht. Mischerbige Träger erhalten Zuchtauflagen.

Folgende Genotypen sind möglich:
N/N: Der Bolonka ist reinerbig und kein Träger der Mutation.
N/PRCD: Der Bolonka ist mischerbig.
PRCD/PRCD: Der Bolonka ist reinerbiger Träger, erkrankt an Netzhautzerstörung und ist von der Zucht ausgeschlossen.



 
Thema Erbkrankheit (Augen)
Zapfen-Stäbchen Dystrophie 4 (crd4/cord1)
Die crd4/cord1 ist eine erbliche Augenerkrankung, die zur Erblindung führt und nicht behandelt werden kann. Die Zerstörung der Netzhaut setzt beim Bolonka - im Vergleich zu anderen Rassen - verhältnismäßig spät ein, aber sie bedeutet in jedem Fall den fortschreitenden Verlust der Sehkraft, beginnt mit Tagblindheit und endet immer mit kompletter Blindheit. Der Gendefekt tritt - wie bei der prcd-PRA - nur dann in Erscheinung, wenn sowohl die Mutter als auch der Vater die Mutation vererben können. Trägt nur ein Elternteil den Gendefekt, vererbt er mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die krankheitsverursachende Mutation an seine Nachkommen, ohne dass diese erkranken.
In meinem Verein ist der Gentest crd4/cord1 Pflicht. Mischerbige Träger erhalten Zuchtauflagen.

Folgende Genotypen sind möglich:
N/N: Der Bolonka ist reinerbig und kein Träger der Mutation.
N/crd: Der Bolonka ist mischerbig.
crd/crd: Der Bolonka ist reinerbiger Träger, erkrankt an Netzhautzerstörung und ist von der Zucht ausgeschlossen.



 
Thema Erbkrankheit (Augen)
Glaukom (grüner Star)
Beim grünen Star, auch Glaukom genannt, ist der Sehnerv geschädigt. Unbehandelt kann das Auge erblinden. Die Untersuchung des Kammerwinkels nennt sich Gonioskopie. Durch sie können krankhafte Veränderungen festgestellt werden.
In meinem Verein ist die Gonioskopie Pflicht.



 
Thema Gentest (Fell)
Furnishing
Der Gentest Furnishing untersucht die Fellbeschaffenheit in Bezug auf den Bart und die Augenbrauen. Beim Bolonka ist ein Gendefekt an dieser Stelle ausdrücklich erwünscht, weil er das rassetypische Langhaar auch im Gesicht garantiert. Das Ideal ist ein reinerbiger Träger des Gendefektes. Der Erbgang ist dominat, weswegen mischerbige Bolonkas auch ausgeprägte Barthaare und Augenbrauen haben, aber sie vererben zu 50 % das Normalallel, was bei Reinerbigkeit zu Bolonkas mit Stockhaar führt.
In meinem Verein ist der Gentest Furnishing Pflicht. Mischerbige Träger erhalten Zuchtauflagen.

Folgende Genotypen sind möglich:
F/F: Der Bolonka ist reinerbiger Träger der Mutation, entspricht dem Ideal und dem Rassestandard.
N/F bzw. F/f: Der Bolonka ist mischerbig. Er entspricht optisch dem Rassestandard.
N/N bzw. f/f: Der Bolonka ist reinerbiger Träger des Normalallels und von der Zucht ausgeschlossen.



 
Thema Gentest (Farbe)
Merle
Die Merle-Mutation bewirkt eine Farbverdünnung der normalerweise vorhandenen Farbe. Tiere, die das mutierte Gen reinerbig tragen, können schwere Fehlbildungen des Innenohres aufweisen, die bis zur Taubheit führen. Zusätzlich können Fehlbildungen des Auges auftreten, sowie Anomalien des Reproduktionstraktes, des Skeletts und des Herzens. Die Farbvariante Merle ist - nicht zuletzt wegen dieser Defekte - in der Bolonkazucht nicht erwünscht.
In meinem Verein ist der Gentest auf die Fellfarbe Merle Pflicht.

Folgende Genotypen sind möglich:
m/m: Der Bolonka ist reinerbig für das Wildallel und kein Träger der Mutation.
M/m: Der Bolonka ist mischerbig und von der Zucht ausgeschlossen.
M/M: Der Bolonka ist reinerbiger Träger der Merle-Mutation und von der Zucht ausgeschlossen.



 
Thema Gentest (Farbe)
Dilution
Der Gentest Dilution untersucht die Fellfarbe in Bezug auf Verdünnung. In der Bolonkazucht ist die Farbverdünnung nicht erwünscht, sondern die volle Ausprägung der Farbe. Abgesehen davon weisen reinerbige Träger ein höheres Risiko auf, an Haarverlust oder wiederkehrenden Haut-Entzündungen zu leiden.
In meinem Verein ist der Gentest Dilution Pflicht. Mischerbige Träger erhalten Zuchtauflagen.

Folgende Genotypen sind möglich:
D/D: Der Bolonka trägt nicht die Mutation, die für das Auftreten der Farbverdünnung verantwortlich ist.
D/d: Der Bolonka ist mischerbig.
d/d: Der Bolonka ist reinerbiger Träger des defekten Gens und von der Zucht ausgeschlossen.










 

       

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